Diese Aussage des Kirchenvaters Irenäus von Lyon (2.Jh.) bietet den Ausgangspunkt für meinen neuen Artikel zum Verhältnis von Kunst und Spiritualität. Irenäus sieht in Gott einen Künstler, der für sein Meisterwerk, den Menschen, fürsorglich alles so einrichtet, wie es für den Menschen günstig ist. Der Glaube an einen solchen Gott fällt nicht immer leicht, gerade in Situationen, in denen das Leben eher als Last empfunden wird. So spricht der 2010 verstorbene Film- und Theaterregisseur Christoph Schlingensief, der sich in der Zeit seiner Erkrankung an Lungenkrebs intensiv mit seinem christlichen Glauben auseinandergesetzt hat, z.B. von Gott als "gescheitertem Künstler" und empfiehlt die Kunst, die das Leben schonungslos so zeigt, wie es ist, und eine Hilfe sein kann, das Leben "gerade in seiner Disharmonie als Kunst zu sehen." In der Tat kann die Kunst dazu anregen, sich mit der eigenen Situation auseinanderzusetzen und so neue Horizonte zu gewinnen. Sie "macht die Menschen zu lebendigeren Menschen und weckt zugleich die Sehnsucht nach dem vollendeten Leben in Fülle", wie es der verstorbene Kardinal Karl Lehmann einmal formuliert hat. Damit eröffnet sie auch eine spirituelle Dimension, wie sie in ähnlicher Weise für Irenäus von Lyon im Glauben an Gott als Künstler angelegt ist, der das Gute für den Menschen und seine Lebendigkeit will.
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