Geht die Demokratie, wenn die Kirche geht?

Die Kirchen werden leerer. Die Zahl der Kirchenmitglieder geht zurück. In Großstädten verschwinden die Kirchengebäude durch Abriss oder anderweitige Nutzung zunehmend aus dem Stadtbild. Welche Folgen hat das für die Gesellschaft? Geht gar die Demokratie, wenn die Kirche geht? 

Solchen und ähnlichen Fragen widmete sich ein Theologisches Seminar für das Bildungswerk der KAB im Bistum Münster, das am 3. und 4. Mai 2025 unter meiner Leitung in Heiden stattfand. Angesichts der über lange Zeit ablehnenden Haltung der Katholischen Kirche zur Demokratie, zu demokratischen Grund- und Menschenrechten wie der Religionsfreiheit oder auch angesichts der in der katholischen Kirche immer noch nicht realisierten Gleichberechtigung von Mann und Frau mag die Frage überraschen, ob ausgerechnet die Demokratie geht, wenn die Kirche geht. Doch folgt man dem Soziologen Hartmut Rosa und seinem Plädoyer "Demokratie braucht Religion" verliert unsere demokratische Gesellschaft tatsächlich etwas, wenn Religion immer weniger vorzufinden ist. Denn "Demokratie bedarf eines hörenden Herzens", um das der junge König Salomo einst Gott gebeten hat, damit er "das Volk zu regieren und das Gute vom Bösen zu unterscheiden versteht"  (1. Könige 3,7.9). Hartmut Rosa zufolge verfügen insbesondere die Kirchen "über Narrationen, (...) über Riten und Praktiken, über Räume, in denen ein hörendes Herz auch erfahren werden kann." Zu bleibt zu hoffen, dass die Kirchen diese Narrationen, Riten, Praktiken und Räume den Menschen von heute wirklich erfahrbar können. Und dass es engagierte Christinnen und Christen gibt, die sich mit einem hörenden Herzen den zahllosen aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen stellen.

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